Connemara Twelve Bens

Connemara

Connemara ist eine Region im Westen Irlands und – Hand auf Herz – selbst auf der an landschaftlichen Höhepunkten alles andere als armen Grünen Insel, ist die Region ein Highlight. Formal gehört Connemara zum County Galway, grenzt im Norden aber an County Mayo.

Man muss schon ein Meckerkopf sein, um hier noch ein Haar in der Suppe zu finden. Ich versuche es trotzdem mal. Wenn es an Connemara etwas zu kritteln gibt, dann ist es die Tatsache, dass es ein ganz klein wenig überlaufen ist. Es ist einfach zu bekannt. Darin erschöpft sich meine Kritik aber auch schon, was einiges sagt.

Connemara ist Teil des Gaeltacht. Der Name Conamara leitet sich ab von Conmhaicne Mara (Nachkomme von Conmhac). Dabei handelt es sich um eine Seitenlinie der Conmhaicne, benannt nach Conmac (“Sohn des Hundes”), der in der überlieferung männlicher Nachkomme einer Königin von Connacht war. Ich hoffe, ihr fühlt euch jetzt informiert!

LEGO(R) soweit das Auge reicht

Das bestimmende landschaftliche Merkmal sind die Twelve Bens. Das sind zwölf zum Teil über 700 Meter hohe Berge, die sich wie an einer Perlenschnur aufgereiht durch die Region ziehen. Südlich davon besteht die Landschaft aus Heide und Moorgebieten, was bei dem malerischen Hintergrund durchaus auch seinen Reiz hat.

Connemara 12 Bens
Connemara ist berühmt für seine 12 Bens

Mit dem Auto fährt man über einsame Straßen, verliert sich (dank der ausschließlich gälischen Schilder) vor wunderschöner Kulisse, um wie durch eiN Wunder doch dort anzukommen, wo man hinwollte. Die Küste ist tief zerklüftet, verstreut finden sich immer wieder kleine Inseln, nicht fehlen dürfen die geradezu herzzerreißend schönen Strände mit feinstem Sand und kristallklarem Wasser.

Man sagt, die Region sei schon an die 7000 Jahre bewohnt. Gottverlassen ist sie trotzdem. Connemara ist eine einsame, raue und kahle Landschaft. Es gibt kaum fruchtbare Böden, was wohl auch die relative Leere erklärt. Landwirtschaft ist kaum möglich. Versuche, attraktive Jobs zu kreieren, die nichts mit Tourismus zu tun haben, sind eher neueren Datums. Ein Beispiel dafür ist die “Universität” von Letterfrack. Hier studieren angehende Tischler die Restauration alter Möbel. Die Theorie dahinter ist wohl; wer das kann, ist auch den Herausforderungen des Berufsalltags gewachsen.

Das vielleicht deutlichste Indiz für die relative Kargheit des Landes ist die Tatsache, dass selbst die Engländer wenig Interesse an Connemara zeigten. Dabei ging bei denen meist Masse vor Klasse. Ironie der Geschichte ist, dass sich man sich heutzutage weniger für die Qualität der Böden und mehr für den landschaftlichen Reiz interessiert und Connemara dadurch zu einer der ersten Adressen auf Irland geworden ist.

Connemara
Connemara

Für die Einheimischen ist das nicht nur positiv. Immerhin ist beliebt auch immer teuer. Mit Geld um sich werfen können aber eher Ausländer. Es entstehen immer mehr so genannte Holiday Homes; eine Entwicklung die sich überall beobachten lässt. Für die nächste Generation von Einheimischen heißt das vor allem, dass ihr Traum vom eigenen Heim, ein immer unerschwinglicherer wird.

Wer einen Blick auf die Immobilienpreise in Connemara wirft, weiß was ich meine. Die Krise mag die Lage etwas entschärft haben, aber die Furcht vor einer Art kultureller Erosion geht tatsächlich um. Dabei steht die Gaeltacht eigentlich unter besonderem Schutz. Zuzug mag nicht unerwünscht sein, aber er wird so weit es geht erschwert. Immerhin verkörpert sie in mancher Hinsicht das wahre Irland. In vielen Ecken sind die Schilder hier noch einsprachig, sprich die Ortsnamen in Englisch sucht man vergebens.

Ob es tatsächlich dazu kommt, dass die reichen Fremden kaufen die einheimischen Armen regelrecht aufkaufen – so hat es mal jemand formuliert – müssen wir abwarten. Dass viele junge Leute abwandern, ist allerdings ein Fakt.

Die Silhouette der Stadt wird dominiert von den zwei Kirchen. In der protestantischen Kirche von Clifden steht eine Kopie des “Cross of Cong”. Populär ist ist der Ponymarkt im August. Dabei handelt es sich um die weltweit größte Schau von Connemara-Ponys.

Mein Tipp: Folgt der Sky Road. Belohnt wird man mit einem perfekten Blick über den Ort. Und wenn ihr dem noch ein ganzes Stück weiter folgt, seht ihr zwar nichts mehr von Clifden, wird dafür aber mit einigen atemberaubenden Ausblicke über die wild zerklüftete Atlantikküste belohnt.

Eine besondere Empfehlung wert ist mir der kleine Ort Leitir Fraic (Letterfrack). Eigentlich ist es ein Nest und ich schicke es vorweg, zu sehen gibt es da nichts. Ich würde den Ort sogar als eher unscheinbar bezeichnen. Gegründet wurde er Mitte des 19. Jahrhunderts und zwar von Quäkern. Eventuell, und ich sage bewusst vielleicht, macht das seinen eigenwilligen Charme aus. Nur knapp 15 km von Clifden entfernt, ist Letterfrack eine ideale Ausgangsbasis, um Connemara zu entdecken. Direkt am Ortsausgang liegt der Eingang zum Besucherzentrum des Connemara Nationalparks. In unmittelbarer Nähe befindet sich zudem eines der Highlights der Region: Kylemore Abbey.

Kylemore Abbey nahe Letterfrack

Im Jahr 1688 mussten die Nonnen auf Befehl König Jakobs II. nach Dublin ziehen und flogen zwei Jahre später gleich ganz von der Insel. Sie kehrten nach Belgien zurück und blieben dort für über 200 Jahre. Erst Anfang das 20. Jahrhunderts kehrten sie zu zurück und das hatte weniger mit missionarischem Eifer zu tun, als mit Pragmatismus. Die Abtei in Ypern wurde im Ersten Weltkrieg zerstört. Die Benediktinerinnen brauchten also eine neue Bleibe. Nach einer kleinen Odyssee über England und den County Wexford kamen schließlich nach Connemara. Sie erwarben das Schloss von Kylemore nebst umfangreichem Grundbesitz und ließen sich erst im Dezember 1920 endgültig nieder.

Kylemore Abbey
Kylemore Abbey nahe Letterfrack

Das Schloss, das nur als Anmerkung, wurde eigentlich von Mitchell und Margaret Henry erbaut und zwar zwischen 1867 und 1871. Lange dran erfreuen konnten sie sich nicht. Margaret Henry starb 1874 – also nur knapp drei Jahre später – in ägypten. Ihre sterblichen überreste wurden nach Kylemore zurückgebracht und im Mausoleum begraben und Mitchell Henry widmete ihr zu Ehren eine kleine Kirche.

1903 verkaufte er das Schloss dann an den Herzog und die Herzogin von Manchester. Deren Timing war allerdings auch nicht perfekt. Immerhin brodelte es im ganzen Land und die Engländer zählten nicht zu den beliebtesten Nachbarn der Gegend. Da kamen ihnen die Benediktinerinnenwohl gerade recht. Sie verkauften das Schloss und 10.000 Hektar Land für die stattliche Summe von rund 45.000 Pfund.

Nicht versäumen sollte man den viktorianischen Garten. Er liegt rund 1,5 Kilometer von der Abtei entfernt. Wiederöffnet wurde er im Jahr 2000.