Kloster Kells

Kells – County Meath

Kells ist einer dieser Orte, wo einem plötzlich klar wird, dass man in Irland ist. Auch wenn es offiziell eine Stadt ist und eine eigene Touristeninformation hat, Hotels, Bars und sogar ein ordentliches Hostel kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, tief in der Provinz gelandet zu sein.

In the middle of Nowhere? Eigentlich ist es doch genau das, was viele an Irland reizt. Irgendwie ist also alles richtig. Kells hat einen einigermaßen berühmten Namen, ansonsten würde es wohl kaum jemanden hierher verschlagen. Zum Glück aber gibt es da jenes einmalige und eben nach dem Ort benannte Manuskript. Ansonsten ist hier nämlich ganz sprichwörtlich der Hund begraben.

Bleiben muss man also nicht unbedingt, einen Ausflug nach Kells sollte man unbedingt aber einplanen.

Hauptattraktion von Kells sind ein Rundturm, ein ehemaliges Kloster und natürlich der Friedhof mit den obligatorischen Hochkreuzen. Praktischer Weise sind alle an einem Ort vereint, fairer Weise soll erwähnt werden, dass in Kells nichts aber auch wirklich gar nichts weit weg ist.

Berühmt ist Kells vor allem wegen besagten Buches. Das Book of Kells muss man wohl niemandem extra vorstellen, es ist das wohl bekannteste seiner Art. Zumindest in Teilen wurde es hier verfasst, doch dazu gleich mehr. Der Rundturm dominiert das Stadtbild, man sieht ihn schon von weitem. Er steht direkt auf dem wunderschönen, abgesehen von den Touristenströmen auch recht idyllischen Friedhof mit vier hervorragend erhaltenen Hochkreuzen. Um die Szene abzurunden befinden sich hier auch die Abbey of Kells und in unmittelbarer Nachbarschaft St. Columcille’s House, ein Oratorium aus dem 11. Jahrhundert.

Kells Klostergarten
Kells Klostergarten

Eigentlich gibt es in Kells übrigens fünf Hochkreuze. Das fünfte stand ursprünglich auf einer geschäftigen Straßenkreuzung, jedenfalls bis zu dem “kleinen Unfall” mit dem Sattelschlepper. Nun ja, es ist kein großes Geheimnis, dass die Iren es nicht so mit dem Autofahren haben. Jetzt steht das Kreuz in einem winzig kleinen Park direkt vor dem ehemaligen Gericht. Letzteres dient dieser Tage als Museum, Touristeninformation und Kaffeehaus. Das Kreuz scheint den Unfall einigermaßen überstanden zu haben und der Platz, den es nun gefunden hat, ist auf jedenfalls besser als mitten auf einer Kreuzung. (Auf so eine Idee können wirklich nur Iren kommen.)

Die bereits erwähnte Abbey wird in Verbindung gebracht mit St. Columba (oder auch St. Colmcille). Sie ist der direkte Nachfolger des ursprünglichen Klosters, inwieweit die Bausubstanz identisch ist, bin ich mir allerdings nicht ganz klar. Sie wirkt jedenfalls eher “modern”. Die allererste Abbey von Kells soll übrigens noch weiter zurück datieren, vermutlich ins Jahr 554.

Auch der Flucht vor den Wikinger kamen im frühen 9. Jahrhundert Mönche aus Iona nach Kells. Da die Lage in Iona immer bedrohlicher wurde, verlegte man schließlich sogar den Schrein von St. Columba hierher, entsprechend wuchs auch die Bedeutung des Klosters. Nicht ganz klar ist, ob auch besagtes Book of Kells bei dieser Gelegenheit hierher kam, oder ob man tatsächlich erst in Kells daran ging, es niederzulegen. Die Gelehrten streiten noch, eigentlich ist es aber egal, den lieben Menschen von Kells jedenfalls. Für sie ist die Hauptsache, dass es nach ihrem Heimatort benannt. The Book of Iona klingt ja auch nicht schön.

Nun hatten sich die Mönche zwar nach Kells zurück gezogen, allerdings hieß das nicht, dass die Wikinger sie in Ruhe ließen. Immer wieder kam es zu Überfällen und kleineren Gemetzeln. Bis ins Jahr 1006 schafften es die Mönche jedoch, das Buch intakt zu halten. Dann allerdings geschah etwas Unglaubliches: Das Buch wurde aus dem Schrein von St. Columba gestohlen. Die genauen Umstände bleiben mystriös, das es tatsächlich entwendet wurde, scheint aber klar. Eine entsprechende Referenz findet sich in den Annalen von Ulster. Nicht zuletzt das zeigt die überregionale Bedeutung des Bandes und umso verwunderliche ist der nächste Hinweis.

Dass ein so wertvolles Buch bei Nacht und Nebel verschwindet, ist unerhört, geradezu ein Sakrileg, viel unglaublicher aber ist der nächste Hinweis aus besagten Annalen: Nach zwei Monaten tauchte das Manuskript plötzlich wieder auf. Zwar hatte jemand die Buchdeckel gewaltsam entfernt, ansonsten war es aber unbeschädigt. Was wir davon halten sollen, wir wissen es nicht. Die aufwändig gestalteten Buchdeckel lieben jedenfalls verschwunden. Was genau es mit denen auf sich hatte, bleibt das Geheimnis des Diebes. Wer weiß, vielleicht waren sie ja mit mystischen Zeichen versehen und verflucht.

Kells Klostergarten
Kells Klostergarten

Nun hatten sich die Mönche zwar nach Kells zurück gezogen, allerdings hieß das nicht, dass die Wikinger sie in Ruhe ließen. Immer wieder kam es zu Überfällen und kleineren Gemetzeln. Bis ins Jahr 1006 schafften es die Mönche jedoch, das Buch intakt zu halten. Dann allerdings geschah etwas Unglaubliches: Das Buch wurde aus dem Schrein von St. Columba gestohlen. Die genauen Umstände bleiben mystriös, das es tatsächlich entwendet wurde, scheint aber klar. Eine entsprechende Referenz findet sich in den Annalen von Ulster. Nicht zuletzt das zeigt die überregionale Bedeutung des Bandes und umso verwunderliche ist der nächste Hinweis.


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Dass ein so wertvolles Buch bei Nacht und Nebel verschwindet, ist unerhört, geradezu ein Sakrileg, viel unglaublicher aber ist der nächste Hinweis aus besagten Annalen: Nach zwei Monaten tauchte das Manuskript plötzlich wieder auf. Zwar hatte jemand die Buchdeckel gewaltsam entfernt, ansonsten war es aber unbeschädigt. Was wir davon halten sollen, wir wissen es nicht. Die aufwändig gestalteten Buchdeckel lieben jedenfalls verschwunden. Was genau es mit denen auf sich hatte, bleibt das Geheimnis des Diebes. Wer weiß, vielleicht waren sie ja mit mystischen Zeichen versehen und verflucht.

Für den Rest des Mittelalter verblieb das immer noch wertvolle Manuskript in Kells, auch wenn ab dem 12. Jahrhundert man anfing, die leeren Seite des Buches mit Details über Pachtverträge zu füllen. Das war in jenen Tagen nicht unüblich, schließlich war Papier teuer und man nutze, was man hatte. Das hatte sicherlich auch mit dem Umstand zu tun, dass die Abbey in dieser Zeit aufgelöst und in eine Pfarrei umgewandelt wurde. Das prachtvoll ausgestaltete Manuskript verblieb hier, zumindest bis ins Jahr 1654. Das Jahr kommt uns irgendwie natürlich bekannt vor und das ganz zu recht. Im Jahre des Herrn 1654 sandte der Stadtkommandant das Buch zur sicheren Aufbewahrung nach Dublin. Der Grund war ein ganz einfacher; vor den Toren von Kells standen die bösen Engländer und das auch noch in Gestalt von Oli Cromwell. Ja, an den haben sie hier keine guten Erinnerungen.

Das Manuskript landete im Trinity College, wo es auch heute noch aufbewahrt ist. Und nicht nur das, man kann es sogar bestaunen und sich davon überzeugen, dass es nicht zu unrecht so berühmt ist. Es ist reich dekoriert, Höhe- und Endpunkt einer ganzen Reihe von Manuskripten, die zwischen dem 6. und 9. Jahrhundert in England Schottland und Irland entstanden. Dazu gehören so berühmte Werke wie das Book of Armagh, The Book of Durrow und die Durham Gospels.

Ein paar Worte noch zum weiteren Schicksal von Kells. Es liegt an der Grenze des sogenannten “Pale”. Das heißt in dem Fall nicht blass sondern beschreibt einen etwa 20 Meilen breiten Streifen um Dublin. Dieses Gebiet wurde von den Engländern besonders befestigt, um sich gegen Einfälle aller Art zu erwehren. Zeitweise war “The Pale” (von palus – der Pfahl) der einzige Teil Irlands, den die Engländer wirklich unter Kontrolle hatten.

Es bedarf keiner gesonderten Erwähnung, dass es sich an der Grenze dieses Schutzstreifens um Dublin nicht besonders gut wohnt. Folgerichtig erlebte der Ort eine ganze Reihe von Schlachten in unterschiedlichen Konstellationen. Einen echten Tiefpunkt erlebte es während der großen Hungersnot (Famine). Kells verlor 38% seiner Einwohner, eine sicher erschreckende Zahl.

Was früher The Pale war, ist heute so eine Art Speckgürtel um Dublin. In Anbetracht exorbitanter Hauspreise in der Hauptstadt, ziehen immer mehr Leute in die nähere Umgebung. Damit prosperiert Kells natürlich, das man die N3 (von Dublin) an Wochentagen weit umfahren sollte, versteht sich sicher aber von selbst.

 

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