Youghal Chromwell’s Arch

Youghal

Youghal ist ein kleines Fischerdorf an der irischen Südküste. In so mancher Hinsicht ist es das Herz und die Seele der Irischen Riviera.

Der Ort liegt so in etwa auf halber Strecke zwischen Waterford und Cork an der Mündung des Blackwater. Ausgesprochen wird es Joool mit extra langem O.

Youghal – zumindest sagt man das – hat seine besten Tage hinter sich. Das gilt aber nur für die Stadt als ökonomisches Schwergewicht und seine militärische Bedeutung im Sinne eines strategisch wichtigen Dinges. Ich kenne mich mit den militärischen Sachen nicht so aus, zumindest nicht den aktuelleren. Die letzte militärische Neuerung, mit der ich mich beschäftigt habe, war die Einführung der schiefen Schlachtordnung durch Epameinondas und der Ironie der Geschichte, das der spätere Eroberer Griechenlands (Philipp II.) als Kind in dessen Hause als Geisel wohnte und sich so eben diese Taktik abschaute, mit der er später das vereinte griechische Aufgebot bei Chaironeia schlug.

Als militärisches Zentrum hat Youghal also ausgedient, was der Stadt aber nicht geschadet hat. Im Gegenteil; wer will schon in einer Kaserne Urlaub machen. Heutzutage ist der kleine Ort in der Hauptsache ein Touristenmagnet und das – Touristen anziehen – kann er auch ganz gut. Youghal ist nämlich eine echte kleine Schönheit.

Je nachdem wie man zählt, hat Youghal 6500 – 10.000 Einwohner. Man kann es mit Fug und Recht als Kleinstadt bezeichnen. Dank seiner günstigen Lage an der Flussmündung war es schon bei den Wikinger beliebt und – wenn die archäologische Funde ein Hinweis sind – auch schon früher.

Wichtige Eckdaten sind daneben 864, als die wikingische Siedlung niedergebrannt wurde und 1173 als nahe Youghal eine Seeschlacht stattfand. Die Anglo-Normannen besiegten seinerzeit ein vereintes Aufgebot von Iren und Wikingern, die gerade den Schatz von Lismore geräubert hatten und sich damit nach Waterford absetzen wollten.

Stadtrecht bekam Youghal im Jahre 1209, 1579 wurde es vom Earl of Desmond niedergebrannt, später verschenkt, dann verkauft und schließlich belagert und besetzt (1645). Irlands Nemesis und wohl meist gehasster Invasor aller Zeiten (Oliver Chromwell) schlug hier seine Zelte auf, als er sich an die Rückeroberung und “Befriedung” des aufmüpfigen Irlands machte. Immerhin eine Genugtuung bekamen die Iren in dem Zusammenhang; die Malaria, an der Chromwell schließlich starb, holte er sich auf der Grünen Insel.

Youghal
Youghal

Als Tourist von heute interessiert man sich wohl eher für die Sehenswürdigkeiten denn die Krankengeschichte eines englischen Lordprotektors und so widmen wir uns denen. Auch in der Hinsicht hat Youghal nämlich einiges zu bieten.

Eines der wichtigsten Monumente der Stadt ist St. Mary’s Collegiate Church. Von der sagt man, sie sei von St. Declan um 450 gegründet worden und ist seitdem im ständigen Betrieb. Das kann man nur von wenigen Kirchen in Irland sagen. Ein extremes Beispiel dafür ist “The Church” in Dublin, einer ehemaligen Kirche, die zu einem Pub umgebaut wurde. Als ich die das erste Mal sah, war ich schon etwas schockiert. So etwas erwartet man vielleicht bei den Spaltern von der Anglikanischen Kirche – den Engländern trauen wir im Großen und Ganzen eh alles zu – aber hier im erzkatholischen Irland?

St. Marys hat seit der Gründung mehrere größere Umbauten erfahren. So wurde sie 750 einmal komplett umgebaut und den irisch-romanischen Geschmäckern angepasst, 1220 kam ein großes Kirchenschiff dazu. Sie wird auch als die Südkirche bezeichnet. Das Pendant im Norden ist die North Abbey aus dem Jahre 1628. Die wurde angeblich von Thomas Fitzmaurice Fitzgerald gegründet, den man auch den Affen nannte. Seltsamer Spitzname das. Viel übrig ist von der Kirche übrigens nicht.

Die größte Attraktion von Youghal im Sinne von Urlaubsfotos ist sicher aber die Stadtmauer mit ihrem hervorragend erhaltenen Glockentor. Angeblich diente dieses bis ins 19. Jahrhundert als Versammlungsort und Platz der Wahl für Hinrichtungen. Die Altstadt ist insgesamt wunderschön und ein ausgiebiger Bummel sei jedem Besucher ans Herz gelegt.

Aus dem 13. Jahrhundert stammt das Water Gate, besser bekannt als Chromwell’s Arch. Es erlaubt den Zugang zu den Docks. Wo wir schon beim maritimen sind; in den guten alten Tagen war Youghal einer der wichtigsten Häfen von Irland. Das heute mächtige Cork wurde damals “Hafen nahe Youghal“ bezeichnet. Ab dem 18. Jahrhundert versank der Hafen zusehends in die Bedeutungslosigkeit, da die immer größer werdenden Schiffe nicht mehr den Flusslauf hinauf kamen.

Seit den 1950ern erfreut sich Youghal immer größerer Beliebtheit als Seebad. Das liegt nicht zuletzt an den beiden geradezu fabulösen Stränden in unmittelbarer Nähe. 2008 hat einer der beiden allerdings seine blaue Flagge verloren, da es Problem mit der Abwasseraufbereitung gab, sprich dieses ungefiltert in die See geleitet wurden. Das ist natürlich ein Trauerspiel, alles in allem aber kein Problem, da es in unmittelbarer Nähe genügend Alternativen gibt.

Sehr beliebt ist der Ort auch bei unseren Freunden den Anglern. Der Blackwater soll ein gutes Revier für Süßwasserfisch im Allgemeinen und Forelle in Besonderen sein. In Anbetracht der Nähe zum Meer, lässt sicher auch Hochseeangeln arrangieren. Golf, Pitch und Put (kleiner Golfplatz) und Segeln gibt es sowieso.

Ich persönlich halte Youghal für eines der besten und interessantesten Ziele an der irischen Südküste und ein Besuch ist hiermit ausdrücklich empfohlen!

Moby Dick Pub Youghal
Moby Dick Pub Youghal

Zum Abschluss noch ein – wir im Englischen sagen – piece of absolutely useless information: In Youghal gibt es den Moby Dick Pub. Das ist natürlich eine cineastische Referenz. 1954 wählte John Huston Youghal als Standort seines “New Bedford”. Wem das jetzt nicht so arg viel sagt, als Herman Nelville seinen Klassiker “The Whale” verfasste, ließ er die Walfänger von New Bedford aus in See stechen.

Der große John Huston verfilmte das Ganze und er verlegte New Bedford kurzerhand ins südliche Irland. Ein Resultat dieser Entscheidung war, dass Youghal Filmstars wie Gregory Peck zu seiner illustren Schar von Einwohnern zählte; für eine Weile jedenfalls. John Huston selbst pflegte – zumindest sagt man das – im Paddy Linehan’s pub die Drehtage zu planen und so kam es, dass eben dieses Linehans heute mit dem Namen Moby Dick wirbt. Das Pub liegt am Marktplatz, also ziemlich direkt am Hafen und ist selbst bei besten Willen nicht zu übersehen.

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