Hill of Tara

Hill of Tara – County Meath

Trotz seines ausgesprochen prominenten Namens ist der Hill of Tara ausgesprochen unspektakulär, der Name ist gewissermaßen Programm. Es ist ein Hügel mit ein paar Gräben und die eigentliche Schönheit erschließt sich einem eher aus der Vogelperspektive

Warum sollte man trotzdem vorbeischauen? Nun ja, es ist ein besonderer Ort voller Magie, dieser Hügel der Könige und an einem schönen Tag (ja so etwas gibt es auch in Irland) ist die Aussicht einfach spektakulär.

Tatsächlich kommt der Name vom altirischen Temair, was man als “Ort der schönen Aussicht” übersetzen könnte. Das Konzept der Anlage erschließt sich erst aus der Vogelperspektive. Auf der Hügelkuppe sind direkt nebeneinander, zwei doppelte Ringgräben ausgehoben. Von oben betrachtet erinnern sie ein wenig an Eulenaugen. Tatsächlich soll es sich dabei um ein eisenzeitliches Ringfort handeln, Ráith na Rig, das Fort der Könige oder aber die “Royal Enclosure”.

Im Zentrum des einen Rings befindet sich “Cormacs House” im Zentrum des anderen Rings Lia Fáil, der Stein des Schicksals. Der Legende nach sollen hier die irischen Hochkönige gekrönt worden sein. Wer sich auf dem Luftbild wundert, wo denn das tolle Haus des Cormac geblieben ist, die Frage kann ich leider auch nicht beantworten. Der Stein, von dem man glaubt oder auch nicht, es handele sich vielleicht um den originalen Stein des Schicksals, steht aber tatsächlich da.

Mit diesem Lia Fáil hat es nun eine ganz besondere Bewandtnis. Ursprünglich soll er aus Stadt Falias im Norden stammen und hart wie ein Diamant sein. Es heißt, wenn ein würdiger König ihn berühre, stieße er einen Schrei aus, den man in ganz Irland hört. Der Stein gilt daher auch als eine Art nationales Symbol.

Hill of Tara
Hill of Tara

Nun vermuten manche Zeitgenossen, dass der echte Schicksalsstein lange weg ist und identisch mit dem Stone of Scone. Der ist nämlich auch ziemlich berühmt und weithin bekannt unter dem Namen “Stein des Schicksals”. Viel Glück hat er den Schotten aber nicht gebracht. Für Jahrhunderte lag unter dem Krönungsthron britischer Monarchen als Symbol der Einheit von Schottland und England.

Dass die Schotten den da nicht freiwillig hingelegt haben versteht sich von selbst. Die Beiden mögen Nachbar sein, gute Freunde ganz sicher aber nicht. Der Stone of Scone kam übrigens 1996 zurück nach Schottland und ist dieser Tage im Edinburgher Schloss zu sehen. Letzteres ist wirklich eine Reise wert, der Stein selber na ja.

Die Frage, ob der originale Lia Fáil in Tara steht oder aber in Schottland oder ob es einfach zwei davon gibt oder gar keinen, weiß ich nicht zu beantworten. Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob ich den in schottischen Schicksalsstein bei meinem Besuch damals angepatscht hab, den in Tara auf jeden Fall aber schon. Was soll ich sagen, er hat nicht geschrien. Ob das nun bedeutet, dass er falsch ist? Wer weiß, wer weiß.

Nördlich der Ringforts befindet sich der wohl auffälligste Teil des Hill of Tara, der sogenannte Hügel der Geiseln (Mound of the Hostages). Dabei handelt es sich eigentlich um ein neolithisches Ganggrab. Es ist datiert um 2000 vor Christus. Der Durchgang ist ausgerichtet auf den 8. November und den 4. Februar. Diese Daten markieren die beiden keltischen Feste Samhain, nach keltischer Rechnung der Winteranfang, und Imbolg, dass als keltischer Vorläufer von Mariä Lichtmess gilt.

Imbolg liegt ziemlich genau in der Mitte zwischen Wintersonnenwende und dem Frühjahrsequinox (Tag-und-Nacht-Gleiche). Es gilt als eines der vier fundamentalen Feste des keltischen Kalenders und steht, wie sollte es anders sein, im Zusammenhang mit einem Fruchtbarkeitsritual.

Er wurde später als Fest der heiligen Brigitte begangen. Die Göttin des Feuers, auch der Heilung und Fruchtbarkeit, ist die stellvertretende Schutzheilige Irlands. Obwohl Imbolg wohl nur in Irland begangen wurde, ist das Datum auch in anderen Regionen von Bedeutung. Je nachdem wird der 1., 2. oder eben 4. Februar begangen, in Amerika und Kanada heißt das Ganze dann Groundhog Day.

Samhain, das als kleiner Nachtrag, fiel eigentlich auf den 1. November und entspricht damit Allerheiligen. Der Vorabend des 1. November ist das gute alte All hallows eve oder wie wir in Neuenglisch sagen: Halloween. Das ist nach wie vor einer der wichtigsten Feiertage in Irland und wird mit Süßigkeiten schnorren (Kinder), Böllergeknalle und viel, viel Alkohol begangen.

Hill of Tara
Hill of Tara

Kommen wir zurück zum Thema Hill of Tara. Neben dem bereits erwähnten Monumenten sehenswert ist noch Banqueting Hall. Obwohl der Name anderes vermuten lässt, handelt es sich dabei vermutlich aber um eine Art Prozessionsstraße. Es gibt darüber hinaus noch ein paar kleine Forts, die aber noch etwas unscheinbarer sind als bereits genannte. Wer auf der Suche nach verfallenen Schlössern und Ruinen ist, sollte Hill of Tara auslassen. Es gibt wirklich überhaupt und gar nichts zu sehen.

Der Vollständigkeit halber erwähnen wollen wir immerhin noch Ráith Laoghaire und Rath Maeve ein paar hundert Meter südlich. In ersterem soll gleichnamiger König in übrigens aufrechter Position begraben worden sein. Dieser Lóegaire war der angeblich letzte heidnische König Irlands. Rath Maeve gehörte der legendären Königin Medb Lethderg.

Alles in allem ist das Ganze wenig spektakulär, viel auffälliger sind da schon die Kapelle mit angeschlossenem Friedhof und die tolle St. Patrick Staue gleich daneben. Mit dem eigentlichen Hill of Tara haben die zwar nichts zu tun, aber wenigstens sind sie auch für die Augen Sterblicher sichtbar.

Warum ist der Hill of Tara nun so berühmt? Das Ganze hat mit seiner Rolle in der irischen Geschichte zu tun. Die ältesten Funde vor Ort deuten an, dass er schon während des Neolithikum in Verwendung war. In der keltischen Phase erlangte er seine Bedeutung als Sitz der Könige. Das ging bis ins 6. Jahrhundert, aber auch danach, genauer gesagt bis zur Invasion von Richard de Clare 1169.

Hill of Tara
Hill of Tara

Es ist unter Historiker durchaus umstritten, wie viel von Irland diese Könige von Meath eigentlich beherrschten, man ist sich jedoch ziemlich sicher, dass Irland nie von einem einzigen König regiert wurde. Immerhin kamen die Könige von Meath dieser Position ziemlich nahe und so ist der Hill of Tara bei den Iren fest verwurzelt als der Hügel der Könige.

Ich persönlich mag den Hill of Tara wegen der tollen Aussicht. An einem schönen Nachmittag kann man sich da prima niederlassen, die Seele baumeln und den Blick schweifen lassen. Das ist doch was. Außerdem liegt er recht dicht an Dublin und damit optimal für einen kleinen Ausflug. Es müssen nicht immer spektakuläre Ruinen oder monumentalen Bauten sein. Manchmal tun es auch die grünen Wiesen und ein paar blökende Schafe. Schließlich ist Irland vor allem dafür bekannt.

In den 2000er Jahren ist um den Hill of Tara übrigens noch einmal richtig gestritten worden. Die weisen Regenten der Insel haben eingesehen, dass der alltägliche Stau auf der N3 eine Zumutung für Pendler ist und den Neubau einer Autobahn beschlossen. Nun führt die geplante Trasse bis auf 2.2 Kilometer an den Hill of Tara heran und das rief – ganz wie in Deutschland – alle möglichen Kritiker auf den Plan. Vorläufiger Höhepunkt war eine spektakuläre Kunstaktion im September 2007. Über 1500 Teilnehmer kamen zum Hill of Tara und formten mit ihren Leibern eine Harfe und die Worte SAVE TARA VALLEY – Rettet das Tara Tal.

Das Ganze kam super an und ich verstehe auch die Sorge der Denkmalschützer. Verständlich ist meiner Ansicht nach aber auch, dass die Pendler, die jeden Morgen und Abend für zum Teil Stunden im Stau stehen, da eine etwas andere Sichtweise haben.

Pompeji Eintrittskarten

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